Das alte Kochbuch zum Verkauf im Internet
Hilfe und Beratung für die Beschreibung von alten Büchern
Niemand verlangt, dass man eines Dachbodenfundes wegen eine wissenschaftliche Quellenanalye betreibt oder sich
blindlings mit antiquarischen Begriffen wie “8°, OHln. d.Z., EA, Z. 2-” auskennt.
Ein paar Dinge sollten Sie vor dem Verkauf eines Buches jedoch bitte beachten. Gerne geben wir ein paar Tipps dazu.
Bedenken Sie auch, daß eine genaue Beschreibung einen höheren Preis erzielen kann. Auf gut Glück zu hoffen, daß jemand
in einem “Altes Kochbuch, Dachbodenfund” die Erstausgabe von Dr. Oetker erkennt, ist
vielleicht etwas zuviel verlangt. Achten Sie auch auf gute Rechtschreibung und einen
sinnvoll gegliederten Text.
Auch sind Sie vor Rücksendung und schlechter Bewertung geschützt, wenn Sie genau das
sorgfältig beschreiben, was Sie verkaufen möchten.
Zuerst versuchen Sie, das Alter zu bestimmen. Viele Tipps dazu gibt es hier. Vermeiden Sie
plakative Begriffe wie “antik und rar”, auf einen Sammler werden Sie damit unseriös
wirken. Wenn Sie allerdings herausgefunden haben, daß Ihr Buch wirklich selten ist,
können Sie das auch so schreiben (vielleicht mit etwas individuelleren Worten).
Stellen Sie die Bücher in einer sinnvollen Kategorie ein. Wenn Sie zwei Kategorien
einsetzen, vergrößert sich natürlich der Interessentenkreis. Auch bei anderen Plattformen
als Ebay wie z.B. booklooker.de sollten die Beschreibungen so genau wie möglich sein.
Auch wenn möglicherweise das Lesen und Verstehen der Frakturschrift Schwierigkeiten
bereitet, sollte man wenigstens versuchen, die wichtigsten Fakten herauszulesen und diese
korrekt wiederzugeben. Einen Sammler interessieren folgende Dinge:
1. Der Name des Buches (das klingt jetzt zu selbstverständlich, ist es jedoch leider nicht)
2. Der Autor
3. Das Erscheinungsjahr
4. Der Verlag und die Auflage
5. Der Zustand
Zu 1.: Bei vielen, besonders bei richtig alten Büchern, ist es nicht gesagt, daß der Titel des
Buches auf dem Einband steht. Oft mussten solche, besonders die oft rege konsultierten
Kochbücher, neu eingebunden werden. Der korrekte Name steht im allgemeinen auch auf dem
Titelblatt. Sollte dieses ebenfalls fehlen (siehe Zustand), werden damit sehr viele Informationen
verloren sein. Hinweise können dann immer noch das Vorwort und das Register sowie die
Seitenanzahl geben.
Zu 2.: Der Autor ist ebenfalls auf dem Titelblatt genannt. In manchen Fällen fehlt er, das kann
besonders bei Werbeblättchen und Raubkopien vorkommen. Ist er nicht genannt, sollte das so
beschrieben sein. Sehen Sie nach, was unter dem Vorwort steht. Ist ein Nachbearbeiter
genannt, dann diesen unbedingt mit angeben, auch wenn er vage ist (”Praktischer Berliner
Koch”, “erfahrene Hausfrau”). Sonst kann sich ein Kunde schnell betrogen fühlen und Sie
bleiben auf Gebühren und Porto sitzen, wenn es nicht sogar Schlimmeres nach sich zieht.
Zu 1. und 2.: Sehen Sie davon ab, eine x.-te Nachbearbeitung z.B. eines Scheiblers als
“Original” zu betiteln. Tun Sie das nur, wenn es so im Buchtitel steht. “Original Davidis-
Kochbuch. Nachbearbeitet von XXX” als Ansage ist vollkommen legitim, wenn der Buchtitel
eben so lautet.
Hier haben Sie ein Alphabet der damals gängigen Fraktur. Es kommt oft vor, daß ein “Zäch”
als “Bäch” und ein “Velhagen und Klasing” als “Belhagen und Klafing” wiedergegeben
wird - wenn Sie sich die Buchstaben ansehen, werden Sie verstehen, warum - wiederholen
Sie nicht anderer Leute Fehler. Sie müssen das alte Alphabet nicht auswendig lernen,
vergleichen Sie einfach Buchstaben, bei denen Sie unsicher sind. Mit der Zeit werden Sie
Übung darin erlangen.
Außerdem sollten Sie die originale Schreibweise übernehmen. Ein Sammler wird sich für
ein “Practisches illustrirtes Koch-Buch” viel schneller interessieren.
zu 3.: Das Erscheinungsjahr wird häufiger nicht mit angegeben. Da helfen andere Quellen
weiter, besonders, wenn Sie Titel und Autor kennen. Den ersten Hinweis gibt Ihnen
sicherlich die ZVAB. Wenn das nichts bringt, versuchen Sie es schlicht bei Google. Wenn
das Stichwort “Kochbuchsammler” mit angegeben wird, sucht Google auf unserer Seite mit.
Vielleicht finden Sie das Buch bei uns, ohne sich durch alle Seiten durchzuklicken,
weil Sie eigentlich nur schnell dieses eine Buch bestimmen wollen. Sie sollten beim
Erscheinungsjahr unbedingt auf Verlag und Auflage achten. Viele Bücher sind in
unterschiedlichen Verlagen in unterschiedlichen Jahren herausgekommen.
Achten Sie auf Reprint-Hinweise! Diese stehen vorn oder hinten im Buch,
“gemeinerweise” auch häufig in der im Buch verwendeten Frakturschrift. Einen
Reprint als Original zu verkaufen, kann schlimmstenfalls Betrugsvorwürfe nach sich
ziehen! Selbst wenn Sie Ihre Unwissenheit beteuern und der Käufer Ihnen dann
glaubt, haben Sie Ärger und unnötige Kosten.
zu 4.: Verlag und Auflage sind ebenso wichtige Informationen für Sammler wie Titel
und Autor. Erstens kann ein Sammler aus einer solchen Information meist auch das
Erscheinungsjahr bestimmen oder annähern. Zweitens sind die wenigsten daran
interessiert, doppelte und dreifache Nummern im Regal stehen zu haben, während
andere gezielt nach eben dieser Auflage suchen, weil sie ihrer Sammlung noch fehlt.
Manchmal wird die Auflage nicht als “soundsovielte Auflage” genannt, sondern als
“x. bis xx.-tes Tausend”. Wenn beide Angaben im Buch stehen, nennen Sie am besten auch
beide.
zu 5.: Wenn Sie ein altes Buch verkaufen, erwartet niemand ein ladenfrisches Exemplar. Im
Gegenteil, streichen Sie eine gute Erhaltung ruhig heraus, wenn es sich um eine solche
handelt.
Folgende Mängel sollten aber immer genannt werden, schon, um sich vor unfreundlichen
Emails erboster Käufer zu schützen: Alles, was fehlt - Buchrücken (ist er weg oder nur
abgefallen, liegt aber bei?), Titelblatt (ist es weg, muss das genannt werden), Teile des
Einbandes (ohne Buchdeckel oder hinterem Teil, ganz ohne Einband), Seiten (sehen Sie im
Register nach, blättern Sie einmal kurz aber gründlich durch, nennen Sie, welche Seiten
genau fehlen) und/oder Seitenausrisse (Teile der Seiten, nennen Sie Seitenzahl und
Kapitel).
Lose Seiten und eine gelockerte Buchbindung schrecken einen Sammler zumeist nicht ab,
ziehen aber meistens - je nach Alter - eine Wertminderung nach sich. Ein zerschabter
Einband ist nicht schlimm und zu erwarten, beschreiben Sie aber nicht das “schöne
Titelbild”, wenn es kaum noch erkennbar ist. Fingerspuren und Anstriche sind häufig und
werden bei einem Kochbuch auch mehr oder minder erwartet, nennen Sie sie trotzdem,
vor allem, wenn es besonders auffällig ist oder die Lesbarkeit beeinträchtigt. Stockflecken
sind üblich - erwähnen Sie sie trotzdem und erst recht, wenn es keine gibt (dann vorher
auf Reprint prüfen). Wenn Kinderhände sich mit Bunt- und Bleistiften daran zu schaffen
gemacht haben, beschreiben Sie an welchen Seiten genau. Oft sind nur die leeren
Einbandblätter betroffen.
Heben Sie Widmungen hervor, auch wenn Sie sie nicht lesen können, ebenfalls mögliche
Rezepteinträge auf den hinteren Seiten. Dies hebt den Wert eines Buches eher.
Werbeeinheftungen sind ebenfalls interessant. Sollten Sie in der glücklichen Lage sein,
ein Buch mit Schuber gefunden zu haben, überprüfen Sie, ob es sich um den Schuber für
dieses Buch handelt. Wenn nicht, beschreiben Sie das im Text (”Scheibler-
Kochbuch im Davidis-Schuber”) oder bieten Sie beides getrennt an (dann natürlich
beim Schuber darauf hinweisen, daß das Buch nicht dabei ist).
Erwarten Sie nicht zu viel. Gerade die gängigsten Ausgaben der Bücher sind weit
verbreitet und die Wahrscheinlichkeit, daß es sich bei Ihrem um ein solches
handelt, ist relativ groß. Mit einer genauen Beschreibung werden Sie ein Buch
aber eher verkaufen, als mit einer vagen Angabe. “Altes Kochbuch,
Dachbodenfund, Davidis” klingt einfach nicht so spannend wie “Davidis-
Kochbuch von Nannette Burg, 1915, gut erhalten”.
Zuguterletzt: Stellen Sie soviele Fotos ein, wie Sie können, auch von Mängeln
und Widmungen. Ebay bietet manchmal Sonderkonditionen für Bilder an, nutzen
Sie sie. Fotos unterstreichen jede gute Beschreibung und stellen sicher, daß ein
Kunde genau weiß, was er kauft - und letztlich zufrieden ist und gut bewertet.
Auch wenn Ihnen jetzt das meiste selbstverständlich vorkommt: Vieles davon wissen wir aus leidvoller eigener Erfahrung
und haben etliches auch erst über konkrete Nachfrage mitgeteilt bekommen.
Nichtsdestotrotz: Viel Spaß und Erfolg beim Verkaufen!
Selbstverständlich können Sie im Umkehrschluss diese Tipps auch nutzen, wenn Sie Bücher kaufen wollen. D. h.: Wenn Sie
ein Buch gekauft haben und Ihnen sind solche wichtigen Details verschwiegen worden, können Sie wahrscheinlich trotz
ausgeschlossener Gewährleistung vom Kauf zurücktreten.
Auch wir mussten uns schon sagen lassen, wenn wir “Gebrauchsspuren nicht akzeptieren würden, sollten wir neue Bücher
kaufen”, aber ausgerissene Seiten und fehlende Titelblätter gehören nicht zu den üblichen Gebrauchsspuren. Dazu können
Sie sich im Internet informieren, ich empfehle als erste Anlaufstelle dieses Forum, in dem uns auch schon geholfen wurde.
Nacheingebundene Bücher
haben oft keinen Titel mehr
Kein Autor, keine Auflage:
Hier müssen andere
Quellen befragt werden
Gegen die üblichen Stockflecken ist
kaum ein altes Buch gefeit, Sammler
schreckt das selten ab
Eine Widmung ist kein Mangel, sondern
manchmal sogar eine Wertsteigerung,
wenn es sich um adelige und/oder
berühmte Personen oder Verfasser
handelt. Sie sollten genannt werden.
Lose Seiten, Ausrisse: So etwas
sollte immer mit beschrieben werden
Dieser Einband ist so stark
beschabt, daß man kaum
das eigentlich hübsche 
Titelbild erkennen kann
Ladenfrische antiquarische
Bücher sind selten, bei den
früher oft verschenkten
Davidis-Prachtausgaben
kommen sie aber schon
mal häufiger vor
Auch Namenszüge,
Bibliothekskennungen
und Stempel sollten nicht
unerwähnt bleiben.
Unauffällig verpackt und in der
gleichen Frakturschrift gedruckt ist
der Hinweis des Reprints in diesem
Davidis von 1910 bzw. 1997.