Das Kochkunstmuseum in Frankfurt/Main
Die „Urstoffe“ der Kochkunst: Das Feuer und die Früchte der
Erde. Prometheus stahl das Feuer für die Menschen. Ceres
ist auch bekannt als Demeter, die Göttin der Landwirtschaft.
Die beiden Gemälde zierten die Wände der Eingangshalle.
Eines ist unter dem heutigen Anstrich vermutlich noch
erhalten, das zweite zerstört (Quelle: Walter Schwarz).
M. C. (Matthäus Carl) Banzer, geboren
1867.
Erst Verbandssekretär, dann
Verbandsdirektor des I.V.d.K. (bestellter
Geschäftsführer), schließlich Direktor
des Kochkunst-Museums und
technischer Leiter der Internationalen
Kochkunstausstellungen bis 1934 (dann
von der NSDAP abgesetzt). Weiterhin war
er an der Veröffentlichung der
Kochkunstbibliothek und an der
Übersetzung von Escoffiers
Kochkunstführer beteiligt. Banzer
widmete sein ganzes Leben bis zu
seinem Tode im September 1945 der
Kochkunst. Er war gelernter
Hotelkaufmann, kein Koch.
Alexander Mathis war ab 1898 2. und ab
1899 1. Vorsitzender des Verbandes der
Kochkunst, also von den Mitgliedern
gewählt – nicht zu verwechseln mit M.
C. Banzer, der Direktor des Vereins war.
Mathis war Koch in Koblenz.
Er wirkte maßgeblich an Mathilde
Erhardts Kochbuch mit, so daß es im
Verständnis der Köche als “Mathis
Kochbuch” galt.
Die Werbeanzeige des neu eröffneten Museums  vom Januar 1909.
 
Ebenso wurden Schenkungen und Neuerwerbungen in der
Verbandszeitschrift publiziert. Gerade für die
Ausstellungsstücke, die Gerichte imitierten, war der Verein
auf eine geniale Idee gekommen: So lobten sie Geld–, Buch– 
und Sachpreise aus, die auch damals schon von großen
Firmen (z.B. Nestlé, Knorr etc.) gestiftet worden waren und
zwar für die besten Imitationen oder Ausführungen, die an
das Museum gesendet wurden. So kamen die Aussteller zu
vergleichsweise günstigen Exponaten und die Erschaffer zu
Preisen und ein wenig Ruhm.
Auch mit echten Fotos und Innenansichten wurde nicht
gegeizt. Oben links der „Werdegang“ der Fleischbrühen,
oben rechts die Ansicht in einen Ausstellungsraum,
unten links en détail die „Fischgruppe“.
Die Kochkunst in Deutschland
Neben den vorher genannten Aktivitäten widmete man sich dem Ziel, ein Kochkunstmuseum in Frankfurt am Main zu
eröffnen, welches sich mit allen Aspekten der Kochkunst beschäftigte: Kochbücher, Speisekarten, alte Menükarten, die
Geschichte der Kochkunst und sogar aus Pappmaché nachgestellte Gerichte. 1909 war es dann tatsächlich soweit.
Dieses Museum existierte keine 40 Jahre. Im Zweiten Weltkrieg fiel es einer Bombe zum Opfer. Die Exponate waren zwar
vorher geräumt worden, sind aber trotzdem zerstört oder verschollen. Bis heute sind auch auf internationalen
Antiquariatsmärkten keine Exemplare aus der umfangreichen Bibliothek aufgetaucht.
Der Niedergang der deutschen
Kochkunst war jedoch schon vorher
schleichend eingeläutet worden: Unter
den Nationalsozialisten war Kochkunst
eine dekadente Kunst, die dem
Deutschen Volk nicht nützte. So wurde
der Verein gleichgeschaltet und
wichtige Positionen mit
Parteimitgliedern besetzt, die die
Richtung der Literatur und Lehre
änderten: Nämlich in die
Gemeinschaftsverpflegung von großen
Menschenaufkommen wie z.B. eines
Heeres. So kann man denn beim
Durchblättern der Zeitschrift „Die
Küche“ den Wandel dieser Zeit
herauslesen (Beispiele hier).
Selbst wenn es den Verband und auch
die Zeitschrift wieder gibt, so konnte
bisher der Glanz früherer Zeiten nicht
eingeholt werden. Ein zentrales
Kochkunstmuseum gibt es nicht mehr –
es wird jedoch vom Verein zur
Förderung der Tafelkultur seit Jahren
darauf hingearbeitet, es wieder neu
auferstehen zu lassen, um der
deutschen Kochkunst wieder zu
internationalem Renommee zu
verhelfen.
Wie eng die einzelnen Aktivitäten des
Vereins zusammenhingen zeigt sich
auch darin, dass in „Kochkunst und
Tafelwesen“ jeweils davon berichtet
wurde:
Die Kochkunstausstellungen, die zu
Sonder– und Doppelausgaben der
Zeitschrift führten oder die
Wirklichwerdung des Projektes
„Kochkunstmuseum“.
M. C. Banzer ca. 1911
Ca. 1929
´